Führt Peak Oil zu Wirtschaftskrisen?
Wirtschaft
Eine Studie der deutschen Bundeswehr von 2010 kommt zum Schluss, dass das Erreichen des globalen Ölfördermaximums zur Desintegration komplexer Wirtschaftssysteme führe und so direkte, teilweise schwerwiegende Auswirkungen auf viele Lebensbereiche zeitige.
Die Folgen von Peak Oil sind sehr komplex und heute schwierig vorherzusagen. Auf jeden Fall aber haben rasche Anstiege des Ölpreises im 20. Jahrhundert, in dem das ökonomische Leben von verhältnismässig günstigem und reichlich vorhandenem Erdöl angetrieben wurde, fast immer zu einer wirtschaftlichen Abkühlung geführt. Umgekehrt wurden vier der letzten fünf globalen Rezessionen von Ölpreisschocks ausgelöst.
Historiker kennen heute vor allem zwei Energiekrisen, die auch als „Ölkrisen“ bezeichnet werden: Jene von 1973 und jene von 1979/80, als die Erhöhungen des Rohölpreises in den Industrieländern eine starke Rezession auslösten. Um das knappe Angebot an Erdöl zu rationieren, wurden auch in der Schweiz Sonntagsfahrverbote erlassen. Beide Krisen hatten politische und nicht geologische Gründe: 1973 drosselte die OPEC nach dem Yom Kippur Krieg die Erdölproduktion, der Ölpreis stieg von rund drei Dollar pro Barrel auf über fünf Dollar – und im folgenden Jahr sogar auf über 12 Dollar. Bei der zweiten Energiekrise stieg der Ölpreis in Folge der Islamischen Revolution im Iran und dem Beginn des Ersten Golfkriegs auf 38 US-Dollar.
Beide historisch bekannten Energiekrisen endeten, als sich die politische Situation entspannte. Sie sind daher nur beschränkt mit der Peak Oil Energiekrise vergleichbar, da jene geologisch bedingt ist und kein absehbares Ende hat.
Die ökonomischen Probleme beginnen aber nicht erst, wenn die globale Fördermenge tatsächlich zu sinken beginnt. Peak Oil macht sich bereits heute bemerkbar: Die Weltwirtschaftskrise von 2008/2009 wurde zu einem grossen Teil durch den dramatischen Anstieg des Erdölpreises ausgelöst, der zwischen Sommer 2002 und Sommer 2008 um über 500 Prozent in die Höhe schoss.
Die Ursache für die Preisexplosion war, dass die weltweite Fördermenge nach dem Erreichen des Peak beim unkonventionellen Öl zwischen 2005 und 2008 nicht ausgeweitet werden konnte, während gleichzeitig die globale Erdölnachfrage rasch zunahm – insbesondere in den BRIC Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) und in den Ölförderländern des Nahen Ostens.
Der nächste Preisschock mit verheerenden ökonomischen Auswirkungen ist nur eine Frage der Zeit, sollte die globale Erdölnachfrage weiter ansteigen. Da der Rückgang beim einfach, günstig und mit geringem Energieaufwand förderbaren Erdöl in den kommenden Jahren vermehrt durch unkonventionelles Erdöl ersetzt werden muss, dessen Förderung schwieriger, teurer und energieintensiver ist, werden die Kosten der Ölproduktion zunehmen. Ausserdem wird der Nettoenergiegewinn, der so genannte Energy Return on Investment (EROI), immer kleiner.
Die entscheidende Frage lautet deshalb, wie lange sich unsere Volkswirtschaften Erdöl noch werden leisten können, bevor durch relative Knappheit ausgelöste Preissteigerungen wirtschaftliches Wachstum verunmöglichen und neue Rezessionen verursachen.
Peakoil und Landwirtschaft
Auch unsere Ernährung hängt vom Erdöl ab. Denn ohne das schwarze Gold - keine moderne Agrarproduktion: Von landwirtschaftlichen Maschinen, über die Herstellung von Kunstdüngern und Pestiziden, bis zum Transport von Nahrungsmitteln, alles ist mit Erdöl verknüpft. Die moderne, industrialisierte Landwirtschaft ist heute auf riesige Mengen fossiler Energie angewiesen. So zum Beispiel Stickstoffdünger, ohne den die ausgelaugten Böden kaum noch etwas hergeben würden.
Das „Haber-Bosch-Verfahren“ benötigt extrem viel Energie: Die Herstellung einer Tonne Stickstoff (inkl. Herstellung, Transport und Verteilung) benötigt die Energie von zwei Tonnen Erdöl.
Auch braucht der moderne Landwirt Diesel für seine Maschinen. Ernte, Lagerung und Transport fressen zusätzlich Energie.
Fazit: Die Herstellung von 1 Kalorie Nahrung benötigt in der modernen Landwirtschaft etwa 10 Kalorien Erdöl.