Hängen Peak Oil und Klimawandel zusammen?
Die beiden grossen gesellschaftlichen Probleme „Peak Oil“ und „Globale Erwärmung“ sind auf vielfältige Weise miteinander verbunden und verschärfen sich gegenseitig. Einerseits beschleunigt der zunehmende Ersatz von konventionellem Erdöl durch unkonventionelles Erdöl den Klimawandel. Unkonventionelles Öl und auch Biokraftstoffe haben nämlich meistens einen deutlich grösseren Effekt auf die globale Erwärmung als konventionelles Erdöl.
Ein Fass Öl, dass aus kanadischen Teersanden gewonnen wird, führt zu mindestens drei Mal so viel Treibhausgasemissionen, wie ein in der saudi-arabischen Wüste gefördertes Barrel. Aus Palmöl in Indonesien gewonnener Dieseltreibstoff ist sogar zehnmal schädlicher für das Klima als konventioneller Diesel.
Andererseits verschärfen die Auswirkungen des Klimawandels die Peak Oil Problematik. Die Häufung schwerer Unwetter führt zunehmend zu Beschädigungen der Erdölinfrastruktur und damit zu Produktionsausfällen. An vielen Orten wird die Erdölförderung angesichts der Zunahme extremer Wetterereignisse unter schwierigeren Bedingungen erfolgen – und damit teurer. Hurrikans im Golf von Mexiko beispielsweise bedrohen etwa einen Viertel der US-Ölproduktion und ganze 40 Prozent der amerikanischen Raffinerie-Kapazitäten.
Sollte der Klimawandel zu weiter verbreiteten und schwereren Dürren führen, dürfte sich auch die Bereitstellung der riesigen Wassermengen für die Förderung von Schieferöl und Schiefergas immer schwieriger gestalten. Ausserdem wird die Kontrolle der globalen Erwärmung und ihrer Risiken innerhalb der nächsten 10 Jahre politische Massnahmen erfordern, die den Verbrauch fossiler Energien drastisch einschränken. Das Intergouvernemental Panel on Climate Change (IPCC) kommt in einem Bericht vom April 2014 zum Ergebnis, dass zwei Drittel der bekannten Ölreserven im Boden bleiben müssen, um eine 50%-Chance zu wahren, dass die globale Durchschnittstemperatur um nicht mehr als 2 Grad Celsius ansteigt, verglichen mit dem vorindustriellen Stand. Entsprechend hält das IPCC fest, dass die weltweite Energieversorgung schnell und grundlegend umgebaut werden muss.
Schliesslich erfordern die Probleme „Peak Oil“ und „Globale Erwärmung“ aber dieselbe Lösung: Den Aufbau gesellschaftlicher Systeme, die weitgehend auf nicht-fossilen Energiequellen beruhen.